…. und über die Ostfriesen. Manche Gebräuche sind wirklich wert, sie etwas näher zu studieren…
- Teekultur: Die ostfriesische Teezeremonie ist den Ostfriesen heilig: In kleinen Porzellantassen wird zunächst einmal etwas „Kluntje“ (Kandiszucker) getan, darauf dann der heiße, starke Ostfriesentee gegossen, man hört das Knistern des zerspringenden Kluntjes, gießt dann langsam – im Gegenuhrzeigersinn, um die Zeit anzuhalten – etwas Sahne dazu und genießt in kleinen Schlucken (ohne vorheriges Umrühren!) den Tee. Da man natürlich nicht nur eine Tasse zu sich nimmt, gönnt man sich eine geruhsame Auszeit von der Hektik des Alltags. Gerade in den heute so unruhigen Zeiten ist dies eine willkommene Abwechslung im Tagesablauf. Die Ostfriesen sind übrigens Weltmeister im Teetrinken mit rund 300 l jährlich pro Kopf. Näheres kann man u.a. bei Wikipedia finden: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostfriesische_Teekultur
- Sport: Es kann schon mal passieren, dass auf der Landstraße Hindernisse in Form kleiner Grüppchen auftauchen, die da irgendwie Kugeln die Straße entlang rollen lassen. Dann ist man auf Teilnehmer eines ganz besonderen ostfriesischen Sportevents getroffen, die da den Verkehr behindern: den Boßlern. Es geht darum, welche Mannschaft die Kugel am weitesten bewegt, wobei die natürlich auch mal im Straßengraben landet und mittels besonderer Gerätschaften herausgefischt werden muss. Die „Sportgeräte“ werden in Bollerwagen mitgeführt, die selbstverständlich noch weitere wichtige Utensilien beinhalten: Bierkästen, Schnapsflaschen und Schnapsgläschen….Aber Boßeln wird auch ernsthaft als Sport betrieben und ist eine der Disziplinen im Rahmen der hier vom 9. bis 12. Mai 2024 stattfindenden Friesensport-Europameisterschaften! Wer wird dann nach diesem sportlichen Großereignis noch Interesse an der Fußball-EM haben 😉?
- Hand-/Fußball: Regelmäßig werden Hallenturniere veranstaltet, die aber in erster Linie Spaßveranstaltungen sind, die einfach dazu dienen, gemeinsam bei irgendwie doch sportlicher Betätigung eine schöne Zeit zu verbringen. Die – teilweise nur für das jeweilige Turnier gegründeten – Vereine tragen dann auch Namen wie: Fußballerinas, Die wilden Kerle, Balladasterei Istanbul, Dynamo Tresen, Fortuna Keule, Die Bombastischen Torjäger, etc.. Die Sportkleidung erinnert manchmal auch eher an Karnevalskostüme als an normale Trikots… Das Ganze ist ein sympathischer Kontrast zu dem üblichen überkommerzialisierten, korrupten Profisport.